Wie läuft eine Textoptimierung ab? Von blinden Flecken hin zu klaren Zielen

Wie läuft eine Textoptimierung ab? Von blinden Flecken hin zu klaren Zielen

von | Jun 5, 2024 | Methoden

In diesem Artikel erfährst du anhand eines Projektbeispiels, wie eine Textoptimierung ablaufen kann und was sie bewirkt. Dabei geht es um einen Flyer für eine Messe, den ich für und mit einer geschätzten Kollegin optimiert habe: Angelika Pohl, Lektorin und Expertin für Einfache Sprache. Wie viele Selbstständige schreibt auch Angelika ihre Texte für ihr Marketing selbst.

Wer für sich selbst schreibt, ist oft zu nah dran

Gerade diese Situation führt gerne mal zu Denkblockaden und versperrt den Blick fürs Wesentliche. Ob man von Berufs wegen mit Sprache zu tun hat oder nicht. Wenn man zu nah dran ist, hat man oft Schwierigkeiten, sein Angebot, das, was man sagen will, auf den Punkt zu bringen.

Das geht auch mir selbst als Texterin manchmal so; weshalb ich mir auch immer mal Unterstützung von außen und in meinem Netzwerk suche. Auch Angelika wünschte sich aus ihrer Betriebsblindheit rauszukommen und bat mich um Unterstützung und ein kreatives Sparring.

Textoptimierung: Kundinnenbeispiel – Flyer für eine Messe

Zu Beginn möchte ich Angelika kurz vorstellen:

Angelika ist eine erfahrene Lektorin für eine große Bandreite an Texten. Dazu ist sie Expertin für Einfache Sprache. Die Einfache Sprache ist ihre Herzensangelegenheit. Damit setzt sie sich für mehr Teilhabe, Solidarität und Potenzial in der Gesellschaft ein. Jeder Mensch verdient es, Texte zu verstehen. Und für jede Firma, Behörde oder Institution lohnt es sich, von allen verstanden zu werden. Meiner Meinung nach sollte das selbstverständlich sein. Doch es gibt noch viel zu tun in der Welt der vielen Texte, die man im Alltag durchdringen muss.

Textoptimierung – die ersten Fragen: Für was und für wen?

Damit ich im Bilde bin und weiß, worum es geht, bat ich Angelika, mir folgende Eckpunkte zu nennen:

– Wo kommt der Flyer zum Einsatz

– Zielgruppe des Flyers

– Ziel des Flyers

Das waren genau die Fragen, die Angelika für sich noch nicht richtig klären konnte bzw. die es ihr erschwert haben, mit dem Texten loszulegen. Sie konnte sich nicht entscheiden, was sie alles in den Flyer hineinpacken soll.

Zwei Fragen stellten sich Angelika dabei besonders vehement in den Weg und blockierten sie:

  1. Lohnt es sich überhaupt, einen Flyer für nur eine Zielgruppe zu machen?
  2. sogar nur für dieses eine Event?

Meine Antwort und Empfehlung darauf:

  1. Ja.
  2. Ja.

Warum sich ein Flyer für nur EIN Event und EINE Zielgruppe lohnt:

Wenn du für ein Event am Start bist, dann lohnt sich ein Flyer, um im Gedächtnis zu bleiben. Ein gutes Gespräch und ein vertrauensvoller Händedruck zum Abschied sind schön. Mit einem Flyer hat dein Gegenüber nach dem Event zusätzlich noch was von dir in der Hand. Je konkreter du dabei mit deinem Inhalt bist, desto klarer ist die Botschaft, die dadurch besser im Gedächtnis deines Gegenübers hängenbleibt. Das macht das Texten dann auch einfacher. Es wird meistens kompliziert, weil man immer mehr reinpacken will.

Man kann das gut mit einem Gericht auf einer Speisekarte vergleichen. Da möchte man auch genau wissen, was man serviert bekommt, und nicht, dass sich zwei oder drei Gerichte auf einem Teller miteinander vermischen.

„Wenn Menschen genau wissen, was sie bekommen, macht man sie glücklich.“

Mein Tipp zum Starten:

Lege dich erst mal auf eine Zielgruppe fest und schreibe für diese eine Zielgruppe deine Botschaft runter. Dann hast du schon mal einen Plan, auf dem du aufbauen kannst.

Gesagt. Getan. Kurz darauf flatterte Angelikas erster Entwurf in mein Postfach. Die Schreibblockade hatte sich gelöst. Daraufhin optimierte ich ihren Entwurf. Kurz darauf setzten wir uns zusammen, um den Inhalt des Flyers noch nach Angelikas Geschmack hin auszurichten und zu schärfen.

Folgende Punkte bildeten nun die Basis:

Was: Messe – Fachtagung in der Handwerkskammer Hamburg

Wen: Zielgruppe – Handwerksbetriebe / Personalabteilung

Format: Postkarte – beidseitig bedruckt

Ziel: Ihr Angebot – Lektorat für Anleitungen und Dokumentationsvorlagen sowie Schulungen zur Einfachen Sprache

Angelikas erster Entwurf des Flyers war vom Text her schon knackig, aber zu allgemein. Es ging noch nicht daraus hervor, wie man genau durch Angelikas Unterstützung profitieren kann.

Textoptimierung: Was das kreative Sparring ans Licht bringt

Mein Nachhaken und der Raum, den Gedanken freien Lauf zu lassen, haben Angelika geholfen, noch mehr Futter für ihr Angebot herauszuholen, dies klarer vor Augen zu haben. Denn ich wollte von ihr ganz genau wissen, warum die Handwerksbetriebe und deren Mitarbeitende von ihrer Arbeit profitieren und auch, womit es oft Probleme gibt.

Das Ergebnis: Angelikas Fokus für die Messe – ihr Angebot:

Angelika bietet als Lektorin für Einfache Sprache zum einen Schulungen für Mitarbeitende an, damit diese im Anschluss verständlicher schreiben.

Zum anderen prüft und verbessert sie u. a. Vorlagen/Formulare. Denn wenn diese zu sperrig formuliert sind oder nicht optimal strukturiert, wirkt sich das am Ende negativ aus: Das Ausfüllen dauert lang und es schleichen sich Fehler ein.

Die Arbeit von Angelika trägt somit zu einer besseren schriftlichen Kommunikation bei, erleichtert das Arbeiten mit diversen Unterlagen sowie Anleitungen und hilft, Arbeitsabläufe zu verbessern und effektiver zu gestalten – und die Qualität zu erhöhen.

In der Umsetzung hieß das nun zwei Angebote auf zwei Seiten:

Vorderseite: Angelika als Trainerin mit der Botschaft zur Schulung

Rückseite: Angelika als Lektorin mit der Botschaft zur Qualitätskontrolle

Auch hier kommen die W-Fragen wieder ins Spiel und müssen diesmal in Bezug auf Angelika als Absenderin beantwortet werden: Wer bietet was an?

Wenn textlich noch Bezug zur Branche hergestellt und das jeweilige Wording, die Sprachkultur berücksichtigt wird, kann man sich über einen aussagekräftigen Flyer freuen, der in Erinnerung bleibt.

Hier nun Angelikas finaler Flyer im Postkartenformat mit Vorder- und Rückseite:

Ein Flyer mit Vorher- und Rückseite und Hinweisen zu den W-Fragen

Angelikas Feedback:

„Was ich meinen Kund*innen immer sage: Dem eigenen Text gegenüber ist mensch blind. Bereits die ersten Änderungen, die du mir geschickt hast, ließen mich meine blinden Flecken erkennen. Anfangs konnte ich mich nicht entscheiden, was ich alles in den Flyer hineinpacken will. Aber „wenn schon, denn schon“ war in diesem Fall nicht hilfreich. Nach deiner Rückversicherung, dass auch ein eigener Flyer für ein einziges Event lohnenswert sein kann, ging’s dann flott. Nichts für die Ewigkeit machen zu müssen, entlastet enorm. Mir hat es jedenfalls den Druck genommen. Der Prozess und deine ergebnisoffene Art haben mir geholfen, meine Ziele für dieses einzelne Event klar zu definieren. Und du verstehst, dass der Text zu mir passen muss. Es geht eben nicht nur um „gut“ oder „schlecht“ getextet. Deshalb: Hab‘ herzlichen Dank, Simone!

 

Hast du neben deinem Hauptjob auch noch den Hut für die Marketingtexte auf?

Und stehst du auch manchmal vor deinen Texten wie vor einer Wand?

Ein kreatives Sparring mit Textoptimierung hilft.

Gemeinsam treten wir einen großen Schritt zurück, damit der Blick auf das große Ganze wieder frei wird. Denkblockaden lösen sich und der Text hat freie Fahrt.

Erzähl mir von deinem Textprojekt. Ich freue mich, von dir zu hören!