Wie fange ich Projekte leichter an? 5 Tipps gegen das Aufschieben für Selbstständige

Wie fange ich Projekte leichter an? 5 Tipps gegen das Aufschieben für Selbstständige

von | Okt. 30, 2025 | Allgemein

Wir alle kennen es: Ein neues Projekt steht an. Aber wir fühlen uns irgendwie noch nicht richtig bereit und in der Stimmung dafür. Irgendwas passt noch nicht. Oder muss davor noch erledigt werden. Aber wir wissen: Das Projekt sitzt uns immer mehr im Nacken, es nörgelt und drängelt, denn es will endlich an die Reihe kommen.

Wenn es dazu noch ein Projekt ist, das uns selbst, unsere Selbstständigkeit und somit unsere berufliche Weiterentwicklung betrifft, dann schieben wir so etwas erst recht gerne mal auf (Stichwort: Prokrastination, siehe Glossar am Ende des Textes); schließlich müssen wir uns dann mehr oder weniger mit uns selbst beschäftigen, was auch nicht oft leichtfällt. Doch nicht verzagen: Die folgenden Tipps helfen dir, einen Startpunkt zu finden und anzufangen.

5 Tipps, die dir helfen, dein Projekt anzufangen und ins Machen zu kommen:

1.Tipp: Sichtweise auf das Projekt ändern

Oft stellen wir uns Projekte als großes Ganzes vor. Was auch erstmal logisch erscheint. Schließlich heißt es ja „das Projekt“. Wenn wir in diesem Fall mal kurz auf unsere Sprache blicken und uns für diese sensibilisieren, merken wir, dass sie etwas mit uns macht, dass da immer etwas mitschwingt und uns irgendwie beeinflusst. Das passiert aber oft so schnell, dass wir es nicht bewusst mitbekommen, sodass wir auch keine Notwendigkeit sehen, daran zu arbeiten und etwas zu verändern.

Ein Projekt sieht oft aus wie ein riesengroßer Berg, besteht aber immer aus vielen einzelnen Steinchen

Hinzu kommen gerne Bilder, die das Ganze noch negativ aufladen. Wenn ich mir „das Projekt“ vorstelle, sehe ich einen großen Berg vor mir, eine riesengroße Steinkugel, und ich stehe davor, ganz klein, mit einer Minischaufel in der Hand. Ich denke, ich muss das Ding jetzt wegschaffen – auf einem Mal! Meine Schlussfolgerung: Diesen Riesensteinbatzen wegzuschaufeln, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ich schiebe das besser mal auf …

Die Lösung – eine neue Sichtweise etablieren:

  • Weg von dem riesengroßen Steinberg hin zu vielen kleinen Steinchen.
  • Weg von einem großen Ganzen hin zu vielen einzelnen kleinen Schritten.

Die Sache mit dem Anfangen ist:

Manchmal fangen wir erst gar nicht an, weil wir Projekte zu groß sehen – und vor allem den Schritt danach nicht sehen. Aber wenn du anfängst und das erste Steinchen abträgst, siehst du dahinter das nächste Steinchen, den nächsten Schritt. Das ist uns oft nicht bewusst: Wenn wir erst mal etwas angefangen haben, erkennen wir automatisch den nächsten Schritt und sehen, wie es weitergeht. Dann kommen wir langsam ins Projekt, in einen Fluss rein und können es Stück für Stück abarbeiten.

Kurz gefasst:

Stell dir in Zukunft dein Projekt, deinen Berg, als viele kleine Steinchen vor. Die kannst du sehr gut abtragen, Stück für Stück. Und: Fange mit dem kleinsten, minimalsten Schritt an. Du darfst es dir so leicht machen wie möglich.

Kleine Einladung zur Reflektion:

  • Was siehst du für Bilder, wenn du an dein Projekt denkst?
  • Wie fühlt sich das für dich an?
  • Welche Bilder können dir helfen, dass sich das Projekt leichter und machbarer für dich anfühlt?

 

2. Tipp: Wecker stellen – ein zeitlicher Rahmen gibt dir Halt

Wenn du jetzt sagst, es fällt dir immer noch schwer, anzufangen, dann ist mein nächster Tipp für dich: Stelle dir einen Wecker, und zwar auf 25 Minuten. Manchmal braucht es einen zeitlichen Rahmen, um anfangen zu können. Einen Rahmen, der uns einen Ausblick gibt, wenn uns zu Beginn eines Projekts der Durchblick fehlt und wir uns überfordert fühlen.

Dieser zeitliche Rahmen gibt dir in gewisser Hinsicht erst einmal Halt. Denn er gibt dir das Gefühl, dass du nicht die ganze Zeit, die dir ohne Wecker zur Verfügung steht, mit dem Projekt füllen müsst. Das kann die anfängliche Überforderung minimieren.

Der zeitliche Rahmen erlaubt dir, in einem kleinen Schritt anzufangen

Wenn dir erst mal nichts einfällt, ist das vollkommen okay. Erlaube dir, das aufzuschreiben, was dir zu deinem Projekt in den Sinn kommt, egal was. Hauptsache, du fängst an, dich mit dem Projekt zu beschäftigen, es dir anzuschauen, quasi zu beschnuppern und dir z. B. schon mal Stichpunkte zu notieren. Und zack, meistens klingelt dann auch schon der Wecker.

Fertig, das war’s. Mehr musst du für den Anfang nicht machen. Der erste Schritt ist getan. Meistens ist es sogar so, dass man nach den 25 Minuten noch etwas länger dasitzt, weil man die erste Hürde genommen hat und damit in Schwung gekommen ist. Dann notiere dir gerne weiter alles zu deinem Projekt auf, was dir einfällt und aus deinem Kopf muss.

Du kannst die Arbeit an deinen Projekten grundsätzlich immer in 25 Minuten einteilen und dazwischen immer fünf Minuten Pause einlegen. Diese Methode nennt sich Pomodoro-Technik; mehr dazu im Glossar.

Kurz gefasst:

  • Wenn du dir einen Wecker stellst und deine Zeit zum Anfangen begrenzt, kann das den Druck rausnehmen, weil die kurze Zeit überschaubar ist.
  • Gib dir die Erlaubnis, alles zu notieren, was dir in den Sinn kommt.

Ein Hausbau beginnt man auch nicht mit dem Dach. Erst kommt das Fundament. So ist es auch mit deinem Projekt. Du schaffst in einer kurzen Zeit erst mal eine Basis, und das können deine ersten Stichpunkte und Gedanken zum Projekt sein.

 

3. Tipp: Priorität Nr. 1 festlegen

Es kann auch sein, dass du nicht anfangen kannst, weil du nicht nur diesen großen Berg vor dir siehst, sondern dass da noch etwas anderes im Hinterkopf sitzt, was du eigentlich auch erledigen möchtest.

Beispiel aus der Praxis:

So war es bei einer Klientin von mir, die ich mit einem kreativen Sparring sowie mit Text-Support unterstützt habe. Sie schrieb an ihrem Sachbuch und der Plan war, dass wir uns die Inhalte angucken und strukturieren. Doch sie fühlte sich blockiert, weil sie gedanklich noch bei einem anderen Projekt war. Dieses Projekt war ihre Website, dass ihr ständig zuflüsterte, dass es auch beachtet werden möchte. Es funkte ständig mit Fragen dazwischen „Welche Menüpunkte sollen auf die Website? Wie soll die Startseite aussehen?“.

Die Lösung: Beherzt durchgreifen und Priorität Nr. 1 festlegen

Wenn du keine Prioritäten setzt, beziehungsweise viele gleichwertig setzt, setzt du keine. Du musst dich entscheiden, welches Projekt auf Platz Nummer eins soll, sonst geht die Energie flöten, weil du nur noch darüber nachdenkst, bei welchem Projekt du jetzt was machen müsstest.

Vielleicht hilft dir folgendes Bild, zukünftig leichter deine Prioritäten zu setzen:

Mehrere Projekte am Start zu haben, ist wie vor der Eistheke zu stehen. Du hast viele, leckere Eissorten zur Auswahl – und am Ende nur eine Waffel in der Hand. Wenn es drei Kugeln sind, wirst du dein Eis nur von oben nach unten wegessen können. Du kannst nicht alle Kugeln gleichzeitig verzehren. Du kannst nur eine nach der anderen essen.

Meine Klientin hat sich dann entschieden, das Buch auf Platz eins zu setzen und zu bearbeiten. Für das Projekt Website haben wir eine pragmatische Lösung gefunden. Und das ist auch mein nächster Tipp für dich.

 

4. Tipp: Andere Projekte im Hinterkopf vorerst pragmatisch lösen

Im Fall meiner Klientin von eben, haben wir folgende Lösung gefunden: Da sie nun an ihrem Buch weiterarbeitet und sich nicht der Website widmen kann, meinte ich zu ihr, dass sie doch den Arbeitstitel des Buches als Headline auf die Startseite setzen könne. Dazu folgt die Information, dass dies der Arbeitstitel des Buches ist, an dem sie gerade arbeitet, wer sie ist, was sie beruflich macht und dass man sie gerne kontaktieren könne, wenn man mit ihr zusammenarbeiten möchte. Gesagt. Getan.

Diese einfache pragmatische Lösung hat sie so erleichtert, dass sie sich mit neuer Energie und mehr Klarheit ihrem Buch widmen konnte.

Das heißt, wenn du merkst, dass da immer wieder ein anderes Projekt anklopft, dass dir keine Ruhe lässt, schaue es dir kurz an und überlege, ob du dafür eine einfache, pragmatische Lösung findest, mit der du vorerst gut leben kannst. Dann ist dieser Unruhestifter erstmal aus dem Kopf und du kannst dich voll und ganz deiner Priorität Nummer eins widmen.

 

5. Tipp: Reflektiere, warum du was nicht machst

Tja, ich habe auch etwas auf dem Tisch, wo ich anfangen muss. Du bist nicht allein. Wir alle sitzen oft im selben Boot und vor den gleichen Herausforderungen. Ich muss jetzt endlich mal meinen Newsletter technisch integrieren. Damit mache ich schon lange rum. Ich hatte jetzt lange Zeit eine gute Ausrede, denn es lag an einer technischen Störung, dass ich nicht damit weitermachen konnte. Doch der Support hat jetzt geschrieben, es wäre alles okay, also habe ich jetzt auch keine Ausrede mehr :-/

Nun habe mich gefragt, was ich eigentlich für eine Ausrede habe. Also habe ich reflektiert und darüber nachgedacht, was mich davon abhält, was mich blockiert (außer das mir Technikkram null liegt und mir die Einarbeitung oft schwerfällt).

Also, liebe:r dein Name,

  • warum packst du dein Projekt gerade nicht an?
  • Was hält dich davon ab?
  • Was blockiert dich?

In meinem Fall bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass da wieder dieser Berg ist, der vor mir steht und einen langen Schatten über mich wirft. Denn ich dachte, hey, dann habe ich den Newsletter online, Interessierte können sich auf der Website anmelden – und dann??? Was schreibe ich regelmäßig? Welcher Input hilft meiner Leserschaft weiter? Was möchte ich mitteilen? Was ist von Wert? Neben der Verkündung, dass es einen neuen Blogartikel gibt, möchte ich im Newsletter natürlich noch nützliche Tipps und Inspiration an die Hand geben.

Den ersten Newsletter zum Start habe ich bereits geschrieben. Dieser wird automatisiert versendet, sobald man sich angemeldet hat. Doch was kommt danach?

Meine Erkenntnis: Ich war schon wieder einen Schritt zu weit!

Dabei weiß ich aus Erfahrung, dass mir immer etwas einfällt. Darauf kann ich nach meiner langjährigen Berufserfahrung als Kreativschaffende vertrauen (auch wenn das meiner Perfektionistin oft nicht gefällt, doch die ist sowieso selten hilfreich; dazu gibt es vielleicht auch noch einen Blogartikel). Und wenn mir nichts einfällt, meine Notizen voller Ideen und Inspiration mal nichts hergeben sollten, dann soll auch mal nichts gesagt bzw. geschrieben werden. Was Content betrifft, handle ich sowieso meist intuitiv. Bei mir gibt es keinen Redaktionsplan, dafür bin ich nicht der Typ.

Also, was kommt nach dem Berg?

Genau, der kleinste, minimalste Schritt.

Danach ist der Blick frei – und der nächste Schritt wird sichtbar.

 

Fazit

Zum Abschluss möchte ich dir noch mein Lieblingsmotto mitgeben: Better done than perfect. Wenn es um das Anfangen geht, könnte es auch heißen: Better start than perfect. Was ich damit sagen möchte: Nichts ist am Anfang perfekt. Nichts ist am Anfang durchdacht. Das kann ja gar nicht sein. Es ist utopisch, welch große Erwartungen wir an das Anfangen haben. Dabei ist der Anfang doch immer irgendwie auch unschuldig und schutzlos. Es ist noch nichts da und wir erwarten gleich, dass daraus Großes entsteht. Deshalb: Der Anfang darf klein sein, auch wenn es sich anders anfühlt.

Hab das Vertrauen, dass der Anfang dir guttut. Hab Vertrauen, dass das Projekt in viele kleine Schritte zu teilen ist, was es immer ist; da kannst du gerne auch noch mal auf mich zukommen, wenn du nicht weißt, wie du dein Projekt einteilen sollst.

Und dann fang an, aber klein.

Ich wünsche dir ganz viel Energie beim Anfangen und die Freude darüber, wenn du den ersten Schritt gemacht hast!

 

Kleines Glossar

 

Prokrastination – prokrastinieren

Prokrastination – Bedeutung:

Prokrastination, umgangssprachlich auch Aufschieberitis, bedeutet, anstehende Aufgaben oder Tätigkeiten aufzuschieben. Der Begriff kommt ursprünglich aus dem Lateinischen – procrastinatio – und wird übersetzt mit „Vertagung, Aufschub“.

Welche Gründe gibt es für das Prokrastinieren?

Es gibt in der Tat Gründe fürs Aufschieben, hier ein paar Beispiele: Neben der Angst zu versagen kann es auch die Angst vor Erfolg sein, die uns hindert, anzufangen. Auch Unter- oder Überforderung können eine Rolle spielen sowie die Motivation. Erachten wir eine Aufgabe als sinnvoll, fällt es uns leichter, loszulegen. Im Grunde möchte unser Gehirn einfach, dass es jetzt angenehm wird. Und so lenken wir uns dann auch gerne mit anderen, schöneren Dingen ab. Das nennt man dann positive Verstärkung. Wir belohnen uns mit der Ablenkung. Was wiederum zu einer schlechten Angewohnheit führen kann, weil wir dadurch immer wieder etwas aufschieben. Diesen Kreis gilt es zu durchbrechen, z. B. mit Methoden wie der Pomodoro-Technik.

Muss die Prokrastination behandelt werden?

Therapeutisch betrachtet ist Prokrastination keine Diagnose. Sie kann aber, wenn sie chronisch und exzessiv ist, behandlungsbedürftig sein. (Quelle: Psychologie Heute 5/2024)

Prokrastination – Selbsttest:

Die Universität Münster stellt online einen Selbsttest zur Verfügung. Dieser dient aber nicht der Diagnose einer Störung, sondern bietet nur eine erste Einschätzung.

 

Pomodoro-Technik

Wer jetzt an Tomate denkt, liegt vollkommen richtig. Denn diese Methode ist nach einem Küchenwecker in Tomatenform benannt. Und dieser Küchenwecker zählt 25 Minuten runter.

Woher kommt die Pomodoro-Technik?

Ein gewisser Francesco Cirillo wollte Anfang der 90er-Jahre als Student herausfinden, wie er in weniger Zeit mehr schaffen konnte. So stieß er beim Ausprobieren auf einen Timer. Und zwar auf einen Küchentimer in Tomatenform. Denn das war das Zeitmessgerät, dass der Italiener Francesco Cirillo verwendet hatte. Und damit war die Zeitmanagement-Methode „Pomodoro-Technik“ geboren.