Innovationsmanagement: Wie kommen Unternehmen auf neue Ideen?

Innovationsmanagement: Wie kommen Unternehmen auf neue Ideen?

von | Nov 27, 2023 | Methoden

Man muss sich nicht gleich eine Innovationsberatung ins Haus holen, um auf neue Ideen zu kommen. Für den Anfang reicht es aus, erst mal auszuschwärmen und zu gucken, was andere Unternehmen so machen und vor allem wie. Die folgenden Tipps und Beispiele können dir eine gute Hilfe sein, damit demnächst bei dir ein Funke überspringt.

Warum dein Unternehmen von meinen Tipps als Texterin und Kreativschaffende profitieren kann

Stichwort: Kreativitätsprozess. Als Texterin muss ich Ideen finden. Und sie je nach Projekt in Worte verpacken. Der Weg dahin: Altes wird mit Neuem kombiniert. Bestehendes über Bord geworfen, damit wieder etwas Neues entstehen kann. Dafür braucht es Impulse. Meist durch äußere Reize. Somit steht für mich vor der Idee die Inspiration. Schließlich muss unser Gehirn erst mal neuen Input serviert bekommen. Und wie es so ist, versteckt sich die Inspiration meistens nicht hinter dem Laptop am Schreibtisch. Oft findet man sie dort, wo man sie am wenigsten vermutetet. Zum Beispiel in Themenwelten, mit denen man gar nichts am Hut hat.

Erster Schritt: Raus aus der eigenen Blase. Rein in eine neue Themenwelt

Mein letztes Bad der Inspiration: Die PHOTOPIA Hamburg – Fachmesse für Fotografie

Es war überhaupt nicht mein Plan, diese Messe zu besuchen. Zum einen wusste ich gar nicht, dass es diese Messe gibt. Und zum anderen habe ich mit Fotografie und der Technik dahinter nichts zu tun. Außer, dass ich mich für schöne Fotografie begeistern kann. Meine Freundin fragte mich, ob ich sie begleiten möchte, weil sie noch ein Ticket übrighatte. Und ich dachte mir, das ist mal was anderes; und die beste Voraussetzung, um neue Impulse zu bekommen.

Was ich auf der PHOTOPIA entdecken konnte und wie sich daraus Ideen generieren lassen

Meine Fundstücke der Inspiration:

  1. MeetFrida – Stiftung zur Förderung von Kunstschaffenden in Deutschland
  2. Art meets education e. V. – gemeinnützige Organisation, die durch Fotografie Bildung ermöglicht
  3. Ein beißender Geruch – ein Negativbespiel, das erst auf- und dann anregt
  4. Bällebad – eine von vielen Fotokulissen für Instagram-Fans; und vielleicht DER neue Benefit in Agenturen und Start-ups
  1. Beispiel – MeetFrida

MeetFrida – Deutschlands führende Outdoor- und Online-Institution für ultra-contemporary Kunst

So beschreibt sich MeetFrida in einem Satz. MeetFrida wurde ursprünglich als Initiative gegründet und zeigt seit Sommer 2020 Kunst im öffentlichen Raum sowie online. Heute agiert MeetFrida als Stiftung und vertritt über 70 internationale Künstler:innen.

Durch MeetFrida werden öffentliche Räume wie Innenstädte zu einem begehbaren Museum. Die Outdoor-Ausstellungen zeigen Kunstwerke auf großflächigen Plakaten sowie in Augmented Reality. Leerstände werden zu offen Ateliers. Somit wird Kunst für jede Person zugänglich und tritt mit den Menschen im Vorbeigehen in Kontakt. Damit erschafft MeetFrida eine der größten Outdoor-Galerie, die es in Deutschland je gab.

MeetFrida stellt nicht nur die Kunst aus, sondern möchte auch einen Bezug zu den Menschen hinter der Kunst herstellen. Daher werden die Kunstprojekte, von der Malerei über die Fotografie bis hin zu Skulpturen, personalisiert und mit dem Namen der Künstler:innen benannt wie z. B. MeetMarc, MeetGrit, MeetLeevke.

Kurzum:

MeetFrida verbindet die Kunst mit den Menschen, Raum mit Kunst, und gibt den Menschen dahinter einen Raum.

Mögliche Anknüpfungspunkte, um auf neue Ideen zu kommen:

  • Etwas im öffentlichen Raum ausstellen
  • Leerstände nutzen
  • Eine Verbindung zu den Menschen herstellen
  • Projekte personalisieren
  • Menschen hinter Projekten ins Zentrum stellen

Diese Anknüpfungspunkte weiterdenken und auf andere Produkte und Dienstleistungen adaptieren.

Erste Idee: Eine Ausstellung ins Leben rufen, die die Produktpalette zeigt – real und / oder in Augmented Reality

Dies kann ich mir spontan bei einem Hersteller für Schrauben vorstellen wie auch für Gartengeräte. Vielleicht werden die Produkte auch zweckentfremdet, um einen bestimmten Bezug herzustellen, oder sie werden künstlerisch in Szene gesetzt, vielleicht gibt es zu jedem Produkt eine kleine Anekdote oder Geschichte. Wenn es eine Geschichte sein soll, dann könnte man das in Kombination eines Wettbewerbs gestalten, um z. B. literarischen Nachwuchs zu fördern. Der Aufruf hierzu könnte lauten: „Die zehn besten Krimigeschichten, in den ein Gartengerät vorkommt“.

Zweite Idee: Leerstände nutzen – und umfunktionieren

Mit Sicherheit sitzen einige Firmen auf leeren, ungenutzten Flächen. Sei es einzelne Büroräume oder auch Lagerhallen, die zeitweise leer stehen. Freie Büroräume könnte man an freischaffende Personen vermieten. Das ergibt bestimmt eine spannende Mischung, z. B. wenn Kreativschaffende auf die Welt der Behörden trifft. Ein Austausch, der mitunter äußere und innere Strukturen beflügelt.

Ein ungenutzter Raum könnte alles werden: Ein Ort zum Co-Working, der Entspannung, für Sport, für kreative Sessions, für Workshops, ob für die Mitarbeitenden selbst wie auch für Externe. Die hauseigene Kita könnte gegründet werden. Eben alles je nach Größe, Lage und – Mut.

Leere Hallen könnten sich für Pop-up-Events öffnen. Oder Personen, die gründen, einen Raum geben. Ich habe mal gelesen, wer sich im Handwerk selbstständig machen will, dem fehlen oft die passenden Räume, in denen es auch mal laut werden darf. Eine Vermietung an selbstständige Handwerker:innen wäre somit auch eine Idee. Wenn man dazu ein Unternehmen ist, das Maschinen herstellt, hätte man seine Produkttester:innen gleich im Haus.

Anmerkung: Die Ideen sind natürlich alle sehr grob. Um ins Detail gehen und denken zu können, bräuchte ich eine konkrete Aufgabe. Denn:

„Auch Kreativität braucht einen Rahmen. Du kannst nicht über den Tellerrand denken, wenn du den Teller nicht kennst.“ (Nice Idea Club)

Wie kommen wir eigentlich auf Ideen?

Kleiner Exkurs in die Neurowissenschaft:

Regelmäßig Pausen einlegen. Und einer Routinetätigkeit nachgehen. Das fördert die Kreativität. So sagt es die Neurowissenschaft. Wenn wir durch die Natur spazieren, joggen gehen oder abspülen, hat das Großhirn mehr Ressourcen zur Verfügung und kann neue Ideen produzieren, weil das Kleinhirn für alle Bewegungen zuständig ist, über die wir nicht bewusst nachdenken müssen. Also, öfter mal den Kopf frei kriegen und Dingen nachgehen, bei denen wir uns keine Gedanken machen müssen. Entspannung, Ruhe und Nichtstun gehören zum Kreativsein ebenfalls dazu.

  1. Beispiel – Art meets Education

Art meets Education – Die Kids machen Fotos. Wir verkaufen die Bilder. Bildung für die Kids.

Das ist der Dreiklang, mit dem Art meets Education sein Wirken auf den Punkt bringt. Verwirklicht wird dies durch Workshops auf den Philippinen, in denen Kinder aus benachteiligen Familien lernen, wie man fotografiert. Die Fotografien werden in einem Onlineshop verkauft. Mit dem Erlös wird die Schulbildung der Kinder finanziert.

Das Anliegen von Art meets Education ist die Hilfe zur Selbsthilfe sowie die Befähigung zum selbstbestimmen Leben ohne Armut. Seit 2016 ist der Verein tätig. Bisher auf den Philippinen, da die Mutter des Gründers hier ihre Wurzeln hat.

Der Kernpunkt: Hilfe zur Selbsthilfe.

Diesen möchte ich zum Anlass nehmen, um anhand dessen, eine Idee für Unternehmen zu genieren.

Selbsthilfe steigert die Selbstwirksamkeit. Diese ist ein wichtiger, psychologischer Faktor für jeden Menschen und von daher auch für die Mitarbeitenden eines Unternehmens, dessen Kultur und somit auch für den langfristigen, nachhaltigen Erfolg und für die Zufriedenheit.

Wenn es um Selbstwirksamkeit geht, sind Motivation, persönliche Erfolge, der Glaube an die eigenen Fähigkeiten und daran, dass man mit diesen etwas bewirken und gestalten kann im Spiel. Ein spannendes Thema bzw. elementarer Baustein für das Leben, womit sich jede:r und vor allem jedes Unternehmen mal auseinandergesetzt haben sollte.

Wie lässt sich nun aus dem Beispiel von Art meets Education eine Idee für Unternehmen ableiten?

Um einer möglichen Idee auf die Spur zu kommen, braucht es weitere Fragen

Zum Beispiel: Wo und wie können sich Mitarbeitende im Unternehmen einbringen? Wie und was können sie in einem Unternehmen persönlich gestalten, verändern? Und zwar so, dass sie davon was haben?

Ich beginne diese Fragen mit etwas anderem zu verknüpfen. Mir kommt eine Designagentur in den Sinn, die ich mal über einen Vortrag kennengelernt habe. Diese entwickelt Design für Räume, Services, und Produkte. Spannend ist hier: Bei der Entwicklung spielt die Frage, wie sich das Ergebnis am Ende anfühlen soll, eine zentrale Rolle bzw. ist das die Herangehensweise der Designagentur.

Mitarbeitende entwerfen ihre eigenen Büroräume

So hat die Designagentur mit einem Unternehmen neue Büroräume entwickelt. Neue Räume des Zusammenarbeitens und der Begegnung. Entscheidend für den Erfolg hierbei war: Die Mitarbeitenden wurden bei der Planung miteinbezogen. In einer Lagerhalle wurden gemeinsam Ideen erdacht, besprochen und verworfen sowie erprobt. Die Mitarbeitenden mussten sich Gedanken machen, in welcher Umgebung sie arbeiten möchten, welche Räume es dafür braucht. Und sie haben diese Räume mittels Seilen, Klebebändern und Leistenrahmen in der Lagerhalle konstruiert. So entstand eine begehbare Rohfassung. Zugleich wurden auch kleine Modelle der Räumlichkeiten entworfen.

Möglichkeiten zur Mitgestaltung – meiner Meinung nach für Unternehmen elementar und unabdingbar, damit Neues entstehen kann

  1. Beispiel – der beißende Geruch

Wie aus etwas Negativem etwas Positives entstehen kann

Der beißende Geruch auf der Messe für Fotografie umwehte stetig meine Nase. Denn die Besucher:innen bekamen dank eines bekannten Herstellers für Drucker die Gelegenheit, ein Foto ihrer Wahl auf hochwertigen Papier und in großem Format drucken zu lassen. Schöne Sache. Leider nichts für sensible Nasen. Ein beißender Geruch ist meistens leider auch ein Hinweis auf schädliche Stoffe.

Ich frage mich: Kann man das nicht besser machen?

Dein Impuls: Guck mal, was andere Unternehmen nicht gut machen – und mach es besser

Das könnte für einen Handwerksbetrieb bedeuten, seine Werkstoffe zu überprüfen und auf ein umweltfreundliches Sortiment umzustellen. Damit wäre er vielen anderen Betrieben einen Schritt voraus.

Wenn wir im Bereich Handwerk bleiben, könnte das auch bedeuten, dass ein Betrieb seine Mitarbeitende besser ausrüstet und schützt, von der Arbeitskleidung bis hin zu Hilfsmitteln.

In Zeiten von Fachkräftemangel ist dieser Qualitätsanspruch ein gutes Argument. Zugleich ist es auch ein Zeichen von Wertschätzung, wenn man dafür sorgt, dass die Angestellten gut und sicher gekleidet sind.

  1. Das Bällebad – der Spaß für zwischendurch

Das Bällebad war eine von vielen Fotokulissen auf der Messe, die man nutzen konnte, um mit dem Ergebnis seinen Instagram-Account aufzuhübschen.

Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, einen Sprung in das kleine bis zum Rand mit Bällen gefüllte Becken zu wagen. Es war etwas härter, als ich es in meiner Erinnerung als Kind hatte. Spaß hat es natürlich trotzdem gemacht.

Ich liege lachend in einem Bällebad

Ja, so ein Bällebad ist schon verlockend. Deshalb kam mir der Gedanke, ob ein solches nicht bald in Kreativagenturen wie auch in Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden etwas Fun bieten wollen, seinen Platz finden wird.

Doch nach meinem Selbstversuch bleibe ich lieber im Team Tischtennisplatte und würde diese am Arbeitsplatz bevorzugen. Einen kleinen Ball über das Spielfeld zu jagen, ist nach meinem Geschmack dann doch angenehmer, als in vielen Bällen zu landen.

Rausgehen – und Augen, Ohren und Nase offenhalten, lohnt sich immer!

Das wäre mein heutiges Fazit, kurz und knapp. Was wäre deins?

Mich würde brennend interessieren:

 

  • Inspirieren dich die Tipps und Beispiele?
  • Kannst du dir vorstellen, auf diese Weise neue Ideen aufzuspüren?
  • Oder sogar ein kleines Team zusammenzustellen, das regelmäßig ausströmt, um auf Entdeckungsreise zu gehen?

Schreibe mir – ich gespannt, von dir zu lesen!