Vorweg ein Geständnis: Ich habe mich ein bisschen davor gefürchtet, diesen Blogbeitrag zu schreiben. Denn, wo fängt man an, wo hört man auf? Wie viele Tipps braucht es, damit du mit deiner Textarbeit starten kannst, ohne überfrachtet zu sein? Du quasi leichtes Gepäck an die Hand bekommst, das dir eine gute Basis schafft.
Schon allein über das Thema „Verständlich schreiben“ könnte man mehrere Artikel verfassen und sogar Bücher; siehe später Buchtipp am Ende des Artikels. Daher gleich mein erster Tipp: Zu Beginn der Schreibarbeit gilt es, sich die richtigen Fragen zu stellen und in sein Publikum hineinzuversetzen. Bevor ich gleich konkreter werde, kommt hier ein Überblick.
Besser schreiben: 5 Tipps für einen guten Text
Was macht einen guten Text aus?
Zu Beginn möchte ich kurz auf die Frage eingehen, was einen guten Text eigentlich ausmacht. Und dich dazu einladen, bei einem Text, der dir gut gefällt, zu gucken, warum dich der Text anspricht und du ihm gut folgen kannst. Diese kleine Analyse bringt meines Erachtens schon sehr viel, um auf die Spur eines guten Textes zu kommen und hat zugleich einen Lerneffekt.
Für mich ist ein guter Text wie ein Städtetrip, wie eine Auszeit vom Alltag. Ein Ort, an dem ich mich gleiten lassen kann und der hinter der einen oder anderen Ecke eine Entdeckung für mich bereithält. Mit schönen Ruheinseln und dem Gefühl, mir was Gutes getan zu haben. Je nach Thematik mit überraschenden Wendungen, Humor und Spannung.
Besser schreiben: Aus fachlicher Sicht ist ein guter Text:
– verständlich
– lesefreundlich
– eingängig
– prägnant
– fokussiert
– je nach Textart unterhaltsam und/oder informativ
– gut strukturiert
– zum Querlesen geeignet
Es gibt bestimmt noch mehr Punkte, die diese Liste gut ergänzen würden. Doch kommen wir zurück zum Thema und zum ersten Tipp:
Besser schreiben: 5 Tipps für einen guten Text
Tipp 1: Fokus festlegen – für wen schreibe ich, was ist das Ziel?
Hier kann ich dir gleich ein Beispiel anhand dieses Textes aufführen: Das Ziel dieses Textes ist, Interessierten Tipps zu geben, um besser schreiben zu können und so zu einem guten Text zu kommen. Dieses Ziel könnte interessant sein für Menschen aus dem Marketing, aus Unternehmen, die mit Texten zu tun haben wie auch für Solo-Selbstständige, die für ihre Website schreiben, ihren Blog oder ihre Newsletter. Du findest dich hier wieder? Das freut mich. Schön, dass du da bist und deine Texte verbessern möchtest.
Besser schreiben – der Weg ist auch das Ziel
Ist der Fokus deines Textes gesetzt, behalte ihn im Blick. Das ist dein roter Faden. Prüfe immer wieder, ob du dich mit deinem Text noch auf dem richtigen Weg befindest, damit deine Leserschaft dir folgen kann.
Tipp 2: Struktur reinbringen – inhaltlich wie optisch
Damit man deinem Text gut folgen kann, braucht es eine Struktur. Zum einen inhaltlich und zum anderen optisch. Der Inhalt gibt zwar tendenziell auch die Optik vor, weil du automatisch Absätze machst. Zugleich ist es infolge des Schreibprozesses ganz natürlich, dass man erst mal den Inhalt runterschreibt. So ergeben sich dann manchmal zu lange Textblöcke, die für das Auge zu viel sind.
Andererseits erscheinen manchmal wichtige Punkte zu spät im Text, weil man seinen Gedanken freien Lauf lässt und sich die Essenz erst hintenraus erschließt. Diese Punkte gilt es zu identifizieren und weiter oben im Text zu platzieren. Wie heißt es so schön:
„Verstehen kann man das Leben oft nur rückwärts, doch leben muss man es vorwärts.“ (Søren Kierkegaard). Ich finde, Textarbeit mutet manchmal auch so an.
Grobe Struktur für den Inhalt verschiedener Textarten:
– Überschrift
– Einführung
– Hauptteil
– Schlussteil
Für die inhaltliche Struktur versetzt du dich immer wieder in die Lage deiner Leserschaft. Je nach Textart braucht es da mal mehr Vorarbeit, mal weniger. Ein Newsletter ist inhaltlich nicht so umfangreich wie ein Blogartikel. Behalte den Fokus im Blick: Was ist dein Thema, was ist das Ziel, für wen schreibst du? Und vor allem: Kann man dir gut folgen?
Besser schreiben bedeutet auch Raum für das Auge schaffen
Wenn es sich um längere Texte dreht, wie z. B. einen Blogartikel, dann bietet es sich an, „Zwischenstationen“ einzubauen, damit das Auge entspannt durch den Text wandern kann.
Hilfsmittel für die Optik wie auch den Inhalt bei längeren Texten:
- Absätze
- Zwischenüberschriften
- Aufzählungen
- Wörter / Sätze hervorheben
- Bilder einfügen
Tipp 3: Verständlich schreiben
Dass das Thema „Verständlich schreiben“ Futter für mehrere Artikel bietet, hatte ich eingangs schon erwähnt. Damit dieser Tipp also nicht den Rahmen sprengt, gebe ich einen groben Umriss. Tipp vier und fünf warten schon ungeduldig auf ihren Auftritt.
Zum Einstieg gleich ein Beispiel. Auf einer Website habe ich letztens diesen wunderbaren Satz gelesen:
„Wir pflanzen Ideen, weil sie schneller wachsen können als Bäume“.
Herrlich. Ein Satz, der in meine Sammlung schöner Sätze kommt. Was macht diesen Satz so gut? Ich habe sofort ein Bild im Kopf. Und warum entsteht ein Bild?
Verständlich schreiben heißt lebendig schreiben
Grund für das Bild im Kopf sind die Verben, die Tunwörter. Je lebendiger diese sind, umso besser. Was bedeutet lebendig? Anstatt „Der Baum steht auf der Wiese“, lieber „Der Baum auf der Wiese ragt in die Höhe“. Ich habe bei „ragt in die Höhe“ sofort das Gefühl, vor diesem Baum zu stehen. Alle Verben, die Bilder lebendig machen und Gefühle wecken, machen Sätze verständlicher.
Verständlich schreiben heißt Dopplungen vermeiden
Oder hätte ich besser schreiben sollen „Alle Verben, die Bilder zum Leben erwecken …? Ja, wäre theoretisch möglich gewesen, doch dann hätte ich eine unschöne Dopplung in meinem Satz gehabt: „Alle Verben, die Bilder zum Leben erwecken und Gefühle wecken …“. Dopplungen schleichen sich im Schreibprozess auch gerne immer wieder ein. Um diese zu enttarnen, muss man seinen Text am Ende gezielt noch mal daraufhin durchgehen und für Ersatz sorgen.
Verständlich schreiben heißt für Menschen schreiben
Was ist mit Fremdwörtern, Anglizismen, intellektuellen Wörtern, Fachsprache etc.? Es lebe die Vielfalt! Wie auch das Leben macht Vielfalt unsere Sprache reicher. Unter dem Wort „Laptop“ kann sich mittlerweile jede Person was vorstellen. Unter einer „Mail“ auch. Fachsprache würde ich nur verwenden, wenn es zum Thema und zum Publikum passt, aber trotzdem eher dezent; ist meine Meinung.
Auszeit von der eigenen Wörterblase
Ich denke, z. B. auch Menschen aus dem Marketing-Bereich können ihre eigenen Wörter manchmal nicht mehr hören und freuen sich über Lesematerial, dass ihnen eine Auszeit von ihrer „Berufssprache“ gönnt. Von intellektuellen Wörtern bin ich kein großer Fan. An das Wort „Narrativ“ kann ich mich bis heute nicht gewöhnen. Da tut sich bei mir kein Bild auf. Muss es auch nicht. Aber es kühlt einen Satz sofort herunter, wenn ich es lese. So geht es mir zumindest. Also kurzum: Die Mischung macht’s. Und diese Mischung sollte Sinn ergeben und für Menschen aus allen Berufen und Bereichen schmackhaft sein.
Tipp 4: Abwechslung in den Satzlängen bieten
Für den vierten Tipp möchte ich noch mal das Bild eines Städtetrips für einen guten Text hernehmen. Denn beim Erkunden einer neuen Stadt geht es selten nur geradeaus. Es gib kurze Wege, lange Wege und die ein oder andere Abkürzung. Unterschiedliche Satzlängen vermitteln ein gutes Gefühl, einen stimmigen Rhythmus und es kommt keine Langweile auf.
Achtung: Goldtipp – den Text immer wieder laut lesen
Ob sich Stolperfallen auf dem Weg befinden, hört man ganz schnell raus, wenn man seinen Text laut vorliest. Das ist eigentlich ein Tipp für sich, wenn nicht sogar „Der Tipp“ überhaupt. Durch das laute Lesen tun sich manchmal Abgründe auf, die einen erschaudern lassen. Diese Abgründe bleiben beim stillen Vorsichhinschreiben oft unentdeckt; man überliest im Stillen leider sehr viel. Auch uninteressante Nebenschauplätze treten plötzlich zutage, die das Thema des Textes verwässern oder ihn unnötig aufplustern. Da hilft dann nur kürzen, streichen, umformulieren. Ja, das kann weh tun. Ist am Ende aber für alle eine Erleichterung.
Tipp 5: Die Macht der Satzzeichen
Hier das Komma. Da der Punkt. Fertig ist die Zeichensetzung. In machen Texten könnte man meinen, dass es bei den Satzeichen zwei Hauptrollen gibt. Die anderen Satzeichen fristen ein Schattendasein, warten auf ihren Einsatz. Doch nichts passiert; traurig. Satzzeichen machen einen Text so lebendig, und auch verständlich.
Satzzeichen sind wie Komplizen, die strategisch viel bewirken können
Deshalb macht es zum Beispiel Sinn, den einen oder anderen Satz in eine Frage zu verwandeln. Häufig schafft man mit einer Frage auch Nähe. Ein tolles Satzzeichen ist auch der Doppelpunkt; er erinnert mich ein bisschen an eine Ampel, die von Rot auf Grün schaltet und damit einen Impuls auslöst: erst des Wartens, dann des Gehens. Das Ausrufezeichen ist sehr laut und sollte wohl überlegt gesetzt werden.
Das Semikolon – mein Lieblingssatzzeichen
Eines meiner Lieblingssatzzeichen ist das Semikolon, der Strichpunkt; darüber habe ich sogar schon einen kleinen Reim verfasst. Er wird oft unterschätzt, ist aber sehr wirkungsvoll. Der Strichpunkt ist nicht zu laut und nicht zu leise. Genau richtig, wenn man noch etwas zum Satz davor hinzufügen möchte, aber etwas zurückhaltender, also keine starke, offensichtliche Trennung beabsichtigt, die ein Punkt hervorruft.
Die Klammern spielen meines Erachtens tatsächlich eine Nebenrolle, zumindest wenn sie einen Satz einrahmen. Denn oft stört das unbewusst den Lesefluss. Sehr sinnvoll sind Klammern, wenn Bezeichnungen, Abkürzungen oder Fremdwörter im Text vorkommen, z. B. Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Zelluntersuchung (Zytologie).
Bitte Ruhe: Auftritt – der Gedankenstrich
Zu guter Letzt sei noch der Gedankenstrich erwähnt. Dieser wird leider oftmals mit einem Bindestrich dargestellt, was mir immer einen sehr schmerzvollen Anblick bereitet. Ich empfinde den Gedankenstrich als ein sehr elegantes Satzzeichen. Also nichts für einen kurzen Auftritt. Schließlich steht er für eine Gedankenpause. Und dieser gilt es Raum zu schaffen – mit einem verlängerten Strich; auch genannt Halbgeviertstrich und unter Sonderzeichen zu finden. Es gibt auch eine Tastenkombination. Ich kenne nur die für den Mac: Taste „Alt“ in Verbindung mit der Taste für den Bindestrich.
… fast vergessen: die Auslassungspunkte
Jawohl, die Auslassungspunkte, oder auch Auslassungszeichen, sind ein vollwertiges Satzzeichen. Es sind immer drei. Nicht vier oder zwei. Hier lohnt es sich, noch mal in die Tiefe zu gehen, was ich jeder schreibenden Person ans Herz legen möchte. Häufig werden sie als verbindendes Zeichen eingesetzt, wenn man, wie im Falle meiner Überschrift für diesen Absatz, noch einen Gedanken aufnehmen möchte. Ganz wichtig: Vor und nach den Auslassungspunkten ist immer ein Leerzeichen zu setzen! Das wird leider oft falsch angewandt, meist aus Unwissenheit. Die Ausnahme: Die Auslassungspunkte ersetzen einen Teil eines Wortes, denn dann sind sie praktisch mittendrin im Geschehen und brauchen den direkten Anschluss.
Besser schreiben: Eine feine Auswahl an Büchern zum Vertiefen
So, jetzt das Ganze erst mal sacken lassen und ein Päuschen einlegen. Am besten mit einem Buch in der Hand, oder? Wer im Nachgang noch Ausdauer und Lust hat, tiefer in die Materie einzusteigen, dem kann ich folgende vier Bücher empfehlen, von denen ich eine Menge lernen konnte, die mir stets weiterhelfen und die mich immer wieder inspirieren.
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Deutsch für Profis – Wolf Schneider
Ich würde mal behaupten, wer vom Schreiben lebt, hat dieses Buch gelesen bzw. sollte es gelesen haben. Es ist DAS Buch schlechthin, wenn es um verständliches Schreiben geht. Bitte nicht vom Zusatz „für Profis“ einschüchtern lassen. Es ist für jede Person geeignet, die sich für einen guten Schreibstil interessiert und wirklich sehr lesenswert; vor allem auch wegen der vielen Beispiele.
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Texten können – Daniela Rorig
Meines Erachtens hat Daniela Rorig mit diesem Buch ein Standardwerk zum Thema Texten erschaffen. Sehr beeindruckend. Es ist ein Handbuch für gute Texte aus dem Bereich Marketing. Hier findet man alles, was man für Werbetexte, Social-Media-Posts, Webtexte und Blogartikel braucht. Von Textformeln über die Psychologie des Textes und Storytelling bis hin zu Beispielen aus der Praxis sowie Schreibübungen. Wirklich sehr umfangreich.
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Rechtschreibung klipp und klar erklärt – Annika Lamer
„Der Duden“. Das klingt schon so schwer. Und ehrlich gesagt, macht er es einem auch manchmal schwer, ihn zu verstehen. Vielleicht geht es dir auch manchmal so. Im Kontrast dazu bespielt das Buch von Annika Lamer das Feld der Rechtschreibung ganz leichtfüßig und freundlich. Die Regeln der Rechtschreibung werden anhand vieler Beispiele eingängig erklärt. Danach bleibt auf jeden Fall mehr im Kopf hängen. Eine vergnügliche Alternative zum gelben Urgestein.
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Leben, Schreiben, Atmen – Doris Dörrie
Dieses Buch tanzt etwas aus der bisherigen Reihe. Ich wollte es aber erwähnt haben, weil es das Schreiben von einer ganz anderen Seite betrachtet. Nämlich der persönlichen. In diesem Buch geht es um das autobiografische Schreiben bzw. ist es eine Einladung dazu. Anhand eigener kurzer Geschichten beschreibt die Regisseurin den Weg dahin und muntert mit Schreibübungen dazu auf, ihr zu folgen. Es ist ein Buch zum Einlassen und Loslassen. Und ich denke ein schöner Abschluss zu diesem Artikel.
Und jetzt – viel Spaß beim Schreiben!
Der bleibt leider manchmal auf der Strecke liegen, weil man alles richtig machen will.
Wenn du deinen Text lieber optimieren lassen oder abgeben willst, melde dich bei mir. Mit meiner Unterstützung lässt du den Textfrust hinter dir und gewinnst mehr Freiraum!
PS: Für alle, die nun neugierig auf den Reim über das Semikolon sind, hier ist er:
Ein Punkt, darunter ein Strich.
Nicht laut und nicht leise;
irgendwie bescheiden – auf seine Art und Weise.